3.2.5  Bildungsprozesse

 

Ziel des Waldkindergartens ist eine ganzheitliche Erziehung des Kindes.

Wir möchten Kindern ermöglichen, ihre Umwelt mit allen Sinnen zu erfahren.

Der Wald als Lebenserfahrung aus erster Hand bietet hier viele Möglichkeiten.

Als Grundlage aller Bildungsprozesse ist jedoch die Bewegung zu sehen.

Bereits im Mutterleib entwickeln sich im Gehirn und Rückenmark Nervenzellen und ihre Verbindungen. Bei der Geburt verfügt ein Kind über mehr als 100 Milliarden Nervenzellen, die jedoch erst dann voll funktionsfähig sind, wenn sie miteinander verknüpft werden konnten. In der frühen Kindheit werden durch körperliche Aktivität und dadurch ausgelöste Sinnestätigkeit Reize geschaffen, die diese Verknüpfungen, die sogenannten Synapsenbildungen, unterstützen. Durch Bewegung und Sinneswahrnehmungen kommt es zu einer „Explosion“ in der Bildung von Synapsen.  Die Verbindungen zwischen den Nervenzellen werden komplexer, je mehr Reize durch die Sinnesorgane zum Gehirn gelangen.

Jede Bewegung des Kindes, jede Wahrnehmung und sinnliche Erfahrung, jedes Begreifen eines Gegenstandes oder Lebewesens hinterlässt Spuren im Gehirn und schafft neue neuronale Verbindungen.  Sie bilden Substanz für die  Intelligenzentwicklung. Das beste Mittel, das zur Unterstützung dieser Prozesse bisher bekannt ist, ist die Bewegung. Denken und Intelligenz entwickeln sich in der handelnden Auseinandersetzung mit den Gegebenheiten und Objekten der Umwelt.

Bewegung ermöglicht die schrittweise Erweiterung kindlicher Handlungfähigkeit. Kinder setzen die Bewegungsaktivität ein, um zu einem Wissen über die Beschaffenheit der Umwelt zu gelangen.
Studien belegen, dass ein enger Zusammenhang zwischen der Bewegungs-

entwicklung von Kindern, ihrer Intelligenz und dem Grad ihrer Selbständigkeit existiert.

Auf der Basis der großen Bewegungsmöglichkeiten, die der Waldkindergarten bietet, machen die Kinder viele Lernerfahrungen:

 

 

 

 

 

 

Naturerfahrung

Durch die Nutzung des Waldes als Spiel- und Bewegungsraum machen die Kinder ganz selbstverständlich authentische und ganzheitliche Erfahrungen mit der Natur.

Unter dem Motto: „Man schützt nur, was man kennt.“ werden Kinder in die Lage versetzt, mit unserer Natur behutsam und respektvoll umzugehen. Die Achtung vor der Natur und das sich Begreifen als einen Teil der Natur weckt Gefühle von Geborgenheit, Vertrautheit und Verantwortung im Kind.

Auch im kognitiven Bereich bieten die Natur, die Jahreszeiten und das Wetter, die Rhythmen der Pflanzen und die Lebensgewohnheiten der Tiere den Kindern viele Anregungen. Der Aufenthalt in der freien Natur ermöglicht ihnen

Erkenntnisse aus erster Hand. Dabei lernen sie auch Hilfsmittel wie Bestimmungsbücher oder Lupen einzusetzen. 

Darüber hinaus verhindert der selbstverständliche Umgang mit natürlichen Dingen und Lebewesen (z.B. Erde, Lehm, Schlamm, Insekten usw.) den Aufbau von Ekelgefühlen.

 

Stärkung sozialer Kompetenzen

Gemeinsam aufgestellte Regeln sorgen für ein lebendiges und rücksichtsvolles Gemeinschaftsleben. Die Kinder lernen in den häufig wechselnden Rollenspielen ganz selbstverständlich Strategien, die geprägt sind von Respekt und Verständnis.

Viele Aufgaben im Wald kann ein Kind nicht alleine lösen: einen schweren Ast herbei schleppen, eine glitschige Böschung erklimmen, oder trockenen Fußes über einen Bach kommen. Immer wieder braucht es die Hilfe anderer. Immer wieder müssen in der Gruppe neue Lösungen ausgehandelt werden.

„Wir sind aufeinander angewiesen.“ Das wird hier spürbar und jeder einzelne wird wichtig.

Durch das Fehlen von Räumlichkeiten können die Kinder die Gruppe als „Raum“ erleben, an dem sie sich orientieren können. Dadurch erhält die Gruppe eine andere Wertigkeit.

Neben dem Miteinander in der Gruppe ist aber auch die Entwicklung der Selbständigkeit wichtig. Die Kinder sollten gewisse Risiken eingehen können, bzw. Schritt für Schritt wagen die eigenen Grenzen zu erfahren und zu erweitern. Auf diese Weise lernen die Kinder Verantwortung für sich und ihr Handeln und dessen Folgen zu übernehmen und gewinnen so an Selbstsicherheit.

Motorische Weiterentwicklung

Bewegung fördert die geistige, psychische und körperliche Entwicklung der Kinder. Wenn der natürliche Bewegungsdrang von Kindern eingeschränkt wird, kann es u.a. zu Verhaltensstörungen und Haltungsschäden kommen, die oft nur mit Hilfe von Fachleuten behoben werden können.

Die Waldkindergarten ist bewegungs-, sinn- und körperbetont und in unserer geregelten Lebenswelt ein Reservat für Wildheit und Bewegung. Durch die vielfältigen Möglichkeiten der Bewegung sorgt der Wald dafür, dass Kinder sich einerseits an ihre körperlichen Grenzen bringen können und andererseits aber auch so die Bereitschaft entwickeln, wieder zur Stille zu finden. Kinder, die sich ausreichend bewegen, das Wechselspiel von Risiko und Sicherheit erfahren, lernen Schritt für Schritt ihre Kräfte einzuschätzen. Sie spüren sich selbst.

 

        Kreativitätsförderung

Der spielzeugreduzierte Ansatz sorgt dafür, dass Kinder losgelöst von vorgefertigtem Material neue Ideen entwickeln. Im Miteinander der Gruppe testen sie Lösungen und entwickeln Wege, ihr Ziel zu erreichen.

Das selbstbestimmte Spiel fördert das Selbstbewusstsein der Kinder. Sie erlangen die Kompetenz, selbst zu entscheiden und umzusetzen, was für sie wichtig ist.

Die Dinge des Waldes sind schlicht und kostenfrei. Sie gehören einem natürlichen Kreislauf an und bieten den unschätzbaren Wert, die eigene Fantasie und Kreativität anzuregen.

Kinderzimmer sind in der Regel überfüllt mit Spielsachen. Beim täglichen Einkauf, Spaziergang oder Kontakt mit Medien werden Kinder überflutet mit Werbung. Der Alltag vieler Kinder folgt heute schon einem strengen Terminplan, der abgearbeitet werden muss. Dieses führt oft zwangsläufig zu Stress und Unruhe.

Eine Rückführung zur Stille und Ruhe gestaltet sich bei vielen Kindern immer problematischer.

In der Natur, in der es leise und frei von hektischen Reizen ist, gelingt es Kindern leichter, selbst zur Ruhe zu kommen und somit still und konzentriert zu spielen.

Auch die beruhigenden Farben des Waldes, die im Kontrast zu den vielfach Leuchtenden des kindlichen Alltags stehen, sorgen für eine innere Stille.

Dem Satz „Der Weg ist das Ziel“ wird in der Waldkindergarten eine große Bedeutung beigemessen. Die Natur bietet so viele Entdeckungsmöglichkeiten, dass auch schon 300 Meter Weg eine Stunde dauern können. Den Kindern bleibt Raum und Zeit, ihre Entdeckungen zu leben.

 

Sprachentwicklung

Durch das Fehlen der vielfachen Reize von vorgefertigtem Spielzeug wird das Kommunikationsverhalten der Kinder gefördert. Im Spielraum Natur erhält die Sprache eine besondere Bedeutung. Spiel muss erklärt und ausgehandelt werden, die Spielmaterialien können verschiedene Funktionen haben und erhalten erst über die Verständigung ihren Sinn (z.B. kann ein Blatt ein Teller oder ein Geldstück zum Bezahlen sein). Sprachförderung findet täglich ganz selbstverständlich im Freispiel statt.

Naturwissenschaftlich-/mathematische Erfahrungen

Nicht alle Kinder müssen zu großen Mathematikern erzogen werden. Jedoch haben alle Kinder ein Recht auf den Nutzen, den eine frühe mathematische Förderung für sie hat.

Kinder zeigen früh ein ausgeprägtes Interesse für Zahlen, das sich vor allem im Auswendiglernen der Zahlwortreihe 1, 2, 3... äußert. Beschränkt sich jedoch das Verständnis für Zahlen allein auf das Zählen, ist der Erfahrungsbereich erheblich eingeschränkt. Dies kann später in der Schule zu "Rechenschwäche" führen.

Dem entgegen wirkt eine umfassende mathematische Förderung, die die ganze Breite des möglichen Erfahrungsbereiches berücksichtigt. Diese Förderung kann und sollte schon im Kindergarten - oder früher – beginnen.

 

      

 

       Stärkung der Gesundheit

Im Kontakt mit der Natur, zu jeder Jahreszeit, stabilisiert sich in der Regel das Immunsystem.

Die Abwehrkräfte werden gestärkt. Infektionskrankheiten werden im Freien weniger häufig übertragen als in geschlossenen Räumen.

Haltungsschäden wird durch kindgerechte Bewegung vorgebeugt, Kondition wird gefördert und dadurch die körperlichen Abwehrkräfte gestärkt.

 

Sinneserfahrungen

„Wahrnehmung ist die Grundlage aller Erkenntnis.“ (Aristoteles)

 

Die zur Wahrnehmung nötigen Sinne werden durch die Vielfalt der natürlichen Umgebung besonders angeregt. Die Intelligenz des Kindes wird dadurch auf breitester Basis gefördert.

 

Gehörsinn:

Bei geringem Lärmpegel können auch leise Geräusche wahrgenommen werden (z.B. das Rascheln von Blättern). Das Gehör ist eng mit dem Gleichgewichtssinn verknüpft und steht auch in unmittelbarer Verbindung zur Sprachentwicklung des Kindes.

Geruchssinn:

Die Vielfalt und der Wechsel von Gerüchen (z.B. durch Feuchtigkeit) führt zur Anregung des Geruchssinns.

Gesichtssinn:

Der Wechsel der Jahreszeiten und der Witterung sorgt für Veränderungen in der Natur. Der Gesichtssinn wird angeregt durch verblüffende Licht- und Farbspiele. Er erkennt wie der Nebel den Wald umhüllt und lernt verschiedenste Formen und Farben von Früchten, Pflanzen, Steinen und Blättern kennen.

Tastsinn:

Durch Berührung mit dem Waldboden, den Pflanzen und Tieren wird der Tastsinn von  einer Vielzahl interessanter Reize angesprochen.

Gleichgewichtssinn:

Durch die vielfältigen Möglichkeiten zu klettern, zu balancieren, zu rennen, zu springen und mit dem eigenen Körper zu experimentieren wird der Gleichgewichtssinn angeregt.

 

 

Geschlechtsneutrale Erziehung

Wir möchten den Abbau von Rollen spezifischem Verhalten fördern und bemühen uns, unser Verhalten gegenüber Jungen und Mädchen ständig zu reflektieren.

Konkret für die Arbeit mit den Kindern bedeutet das:

-         sowohl Mädchen, als auch Jungen zu Tobespielen, Rollenspielen, handwerklichen Tätigkeiten zu ermutigen

-         darauf zu achten, Mädchen gegenüber kein moralisch-appellierendes Verhalten zu zeigen, wenn es um die Sicherung des Tagesablaufes geht

von Mädchen nicht mehr Ausdauer bei gezielten Aktivitäten zu erwarten

-         Trost und Körperkontakt allen zu spenden, und nicht zu erwarten, dass Jungen mit Trauer und Schmerz besser zurecht kommen

-         positive Verhaltensweisen wie Rücksichtnahme und Kooperation bei allen Kindern zu loben, und sie nicht bei Mädchen als selbstverständlich hinzunehmen oder bei Jungen besonders hervorzuheben

-         bei Misserfolgen sowohl Jungen, als auch Mädchen zum Weitermachen ermutigen

-         sich bewusst zu sein, dass aggressives Verhalten keine jungenspezifische Auffälligkeit ist

-         bei Konflikten zwischen Mädchen nicht früher einzugreifen als bei Jungen

 

Aus der Erfahrung anderer Waldkindergärten und -spielgruppen, die oft mit einem, teilweise erheblichen, Jungenüberschuss arbeiten, ist es uns ein besonderes Anliegen Eltern von Mädchen zu ermutigen, ihren Töchtern den Besuch eines Waldkindergartens zuzutrauen.
 

KLEINE TROLLE

Der Waldkindergarten Kleine Trolle
im Stadtwald Lippstadt.


Das Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht.
(Afrikanisches Sprichwort)
KONTAKT:

Nicole Sprengkamp

kleine-trolle@online.de

Tel.: 0152/08249358

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