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![]() 3.2.1 Pädagogische Ziele und Intentionen des Waldkindergartens
Das Herzstück des Waldkindergartens ist das freie Spiel !
Freispiel ist die wichtigste Zeit für das Kind im Kindergarten. Das freie Spiel ist eine Tätigkeit der Kinder. Es ist ihre Weise, die Welt zu erobern und Erfahrungen zu machen. Das Spielen ist Lernen. Wenn Kinder intensiv und selbstvergessen spielen, lernen sie auch. Sie lernen nach ihrem Tempo, ihrem Wissensstand, meist ganz spontan und nach ihren individuell geprägten Bedürfnissen. Freispielzeit ist immer auch Lernzeit und sollte nicht unterschätzt werden. Im Gegenteil, stimmen mit einer gut vorbereiteten Umgebung die Voraussetzungen, ist Freispiel die "Königsdisziplin" des Lernens. Das Kind darf selbständig entscheiden wo, mit wem und was es spielen möchte. Das freie Spiel der Kinder ist die wichtigste Tätigkeit im Kindergarten, und es gelingt keineswegs von selbst. Spielforscher gehen davon aus, dass Kinder bis zum vollendeten sechsten Lebensjahr ca. 15.000 Stunden spielen / spielen müssen. Das sind 7 – 8 Stunden am Tag! Oft wird das freie Spiel als nutzlose, weil scheinbar lernfreie Zeit unterschätzt. Erst wenn der Erwachsene im Mittelpunkt steht, etwas anleitet und vormacht, wird „richtig“ gelernt. Ein Kind, oder allgemein, ein Mensch, scheint nach landläufiger Auffassung erst dann zu lernen, wenn er mit einer Art " Trichter" gefüllt wird. Ein Beleg dafür sind die übermäßig vielen Kurse und Angebote, bei denen Kindern möglichst frühzeitig etwas vermittelt werden soll. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Kinder lernen aus sich heraus von Anfang ihres Lebens an. Sie bringen die dafür erforderlichen Dispositionen mit auf die Welt. Schon Säuglinge sind kompetente Menschen, die selbsttätig lernen, sich von sich aus forschend die Welt aneignen, bzw. die Welt in sich kreieren, und dabei ihre Umgebung aktiv beeinflussen. Kein Mensch bringt kleinen Kindern das Laufen bei, das lernen sie von selbst. Niemand kann Kindern das Sprechen erklären. Diese Fähigkeit bringen sie sich nach dem "Trial & Error" Prinzip in einem bewundernswerten und unermüdlichen Aneignungsprozess selbst bei. Diese Beispiele lassen sich mühelos fortsetzen. Die Erkenntnis, dass junge Menschen nicht mit Wissen gefüttert werden müssen, um zu ihrem Lernen zu kommen, ist keineswegs neu. Goethe sprach davon, dass die Jugend nicht belehrt, sondern angeregt sein wolle. Der Erfinder der Kindergärten, Friedrich Fröbel, wollte, dass Kinder ihren Fragen nachgehen können und wollte damit ihre Lernprozesse unterstützen. Maria Montessori weist mit ihrem Credo: "Hilf mir, es selbst zu tun." auch auf die Selbsttätigkeit des Kindes hin. Heute weiß man auf Grund neurobiologischer Forschungen, dass Kinder sich die Welt durchEigenaktivität mit allen Sinnen aneignen, das heißt genauer, konstruieren müssen. Dabei kommen ihnen ihre Neugier und Lernlust, ihr Lernwille und ihr unbändiger Wunsch, die Welt bis ins Detail zu erforschen, entgegen. Würden Kinder in dem Tempo der ersten Lebensjahre weiter lernen, wären wir alle Genies. Begleitetes Freispiel, bei dem der Erwachsene im Hintergrund präsent ist und die Kinder das Geschehen eigenständig ausfüllen, ermöglicht viele Erfahrungen, die Lust am Lernen fördern und am Leben erhalten:
Die Erfahrung, aus eigenen Antrieb wirksam zu sein Nur in dieser Zeit bekommt ein Kind den unmittelbaren Eindruck, aus eigenem Antrieb heraus wirksam zu sein. Diese Erfahrung, aus den innersten Impulsen heraus etwas zu bewirken und für dieses Tun die uneingeschränkte Anerkennung und Bestätigung durch Erwachsene - die sich in ihrem Vertrauen und in den Möglichkeiten, die den Kindern eröffnet werden, ausdrückt - zu bekommen, bestätigt die ernsthafte Auseinandersetzung zur Aneignung von Welt. Dieses beantwortete Wirken erst ermöglicht den Aufbau eines positiven Selbstkonzeptes, fördert den Mut Neues zu lernen und sich auf weitere Erfahrungen einzulassen.
Die Möglichkeit, Erlebnisse, Erfahrungen und Impulse zu verarbeiten Damit Informationen und Impulse richtig verarbeitet und Lernprozesse wirklich abgeschlossen werden können, brauchen Kinder Zeit für von außen ungelenktes Spiel. Die Gelegenheit zum eigenständigen Forschen Im Freispiel wird zudem nach dem "Versuch und Irrtum" Verfahren, ohne eine Wertung von außen und ohne Sorge vor Fehlern weiter geforscht. In diesen freien Situationen lässt sich gut "so tun als ob", also nachspielen, was erlebt und erfahren wurde und dabei etliche Variationen (was wäre, wenn ...) durchspielen, probeweise in die Rolle anderer schlüpfen usw.. Hier entstehen kreative Lösungen für die Fragen der Kinder. Hier entstehen neue Fragen zum Verständnis von Welt.
Die Erfahrung, ganz nach eigenen Lern- Interessen handeln und forschen zu können Kinder können ihre (neuen) Erfahrungen vertiefen, eigene Experimente machen und Ideen verfolgen. Andere Kinder kommen hinzu und es bildet sich eine neue Lerngemeinschaft gleich interessierter Kinder.
Die Erfahrung, eigenständig in einer Gruppe zurecht zu kommen Das Gefühl, in einer Gruppe Gleichaltriger klar zu kommen, sich zu behaupten, Anteil zu nehmen und gemeinsam Interessen zu verfolgen, macht Mut und Lust auf die Welt mit ihren Herausforderungen und Abenteuern, die es in einem Team gleich gesinnter emotional gefüllt zu erleben gilt. Ein Kind macht so die Erfahrung seinen Kräften und Fähigkeiten unabhängig vom Erwachsenen zu vertrauen.
Lerngemeinschaft mit anderen Kindern Im Freispiel entstehen oft kleine Gruppen von Kindern, die sich über einen Zeitraum mit einer Sache, einem Thema beschäftigen. Bei der Beobachtung dieser Gruppen und dem interessierten Belauschen ihrer Gespräche, können wir feststellen, dass diese Kinder fragend, forschend, diskutierend, streitend, handelnd und nachahmend ihren Fragen gemeinsam nachgehen. Dies geschieht mit dem Ziel, hinterher mehr zu wissen, mehr zu können. Sie bilden - oft nur für kurze Zeit - Lernteams mit anderen Kindern. Ist eine Frage zur Genüge beantwortet, ein Thema vorläufig abgehandelt, lösen sich diese Gruppen wieder auf und die Kinder wenden sich anderen Lerngemeinschaften zu. Beim Freispiel wählen die Kinder selbstbestimmt ihre Tätigkeiten und Aktivitäten aus und können ihren spontanen Spielbedürfnissen nachgehen. Sie suchen selbst ihr Spielmaterial und ihre Spielpartner, setzen sich ihre Ziele und Aufgaben und bestimmen von sich aus den Verlauf und die Dauer des Spiels. Bildungsprozesse finden hier ganz selbstverständlich statt. |
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